Kunsthandwerk in Hamburg

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VOILÀ! Die Neuen in der AdK Hamburg

Eine kleine, aber feine Ausstellung ist noch bis 8. Juli 2021 in der Galerie der GEDOK zu sehen: „VOILÀ! Die Neuen in der AdK Hamburg“. Zwölf angewandte Künstler*innen, allesamt Meister*innen ihres Fachs, zeigen hier starke Positionen in fünf Gewerken.

Anna Husemann und Samira Heidari Nami sind die beiden jüngsten unter ihnen und somit „echter Nachwuchs“: Beide haben 2014 ihren Master in Textildesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg gemacht und zeigen, was im Textildesign derzeit angesagt ist.

 

Anna Husemann Strickmuster ProbenAnna Husemann entwirft an der Strickmaschine Kleidungsstücke und Rucksäcke, die für Nachhaltigkeit und gegen die schnelllebige Konsumgesellschaft stehen. Ihre gestrickten Rucksäcke und Oberteile, aber auch die Collage von Stickmustern und Stoffexperimenten, verraten hohes Feingefühl für Farbkombinationen und Oberflächentexturen.

 

Heidari Nami Samira

Samira Heidari Nami verarbeitet in ihren hochwertigen, mit grellen Farben im Siebdruckverfahren bedruckten Filzteppichen Tradition und Moderne, Orient und Okzident. Man muss schon genau hinsehen, um in den fragmentarischen, abstrakt-minimalistischen Mustern die orientalischen Ursprünge geknüpfter Perserteppiche zu erkennen. Nicht vielmehr als ein Zitat, künden sie von einer Jahrtausende alten Kultur und der Herkunft ihrer Schöpferin als Tochter eines persischen Teppichhändlers.

 

Natalia Moeller Pongis Schal Jaguar 2Auch Natalia Möller-Pongis aus Montevideo, Uruguay, verarbeitet in ihren exquisiten Schals, Tüchern und Wandbehängen vielfach abstrakte und geometrische Dekors. Reliefartige Texturen und sensible Farbgebung verleihen den handgewebten Stücken aus Wolle, Baumwolle, Bambus oder Seide eine strenge, zeitlose Eleganz. Dafür entwickelt die Textilkünstlerin immer wieder neue Designs, lässt sich auch von ihrer Umgebung inspirieren. So reflektiert ein Tuch beispielsweise die wabenförmige Struktur der Elbphilharmonie-Fenster. Natalia Möller-Pongis‘ berufliche Laufbahn begann als Autodidaktin. Erst mit Häkel- und Strickprodukten, ab 2004 konzentrierte sie sich auf das Weben – und zwar mit durchschlagendem Erfolg. Ab 2006 nahm sie an nationalen und internationalen Ausstellungen teil, u.a. in Argentinien, Chile, Puerto Rico und Uruguay sowie Finnland, Schweden, Deutschland und Italien. 2010 erhielt Natalia Möller-Pongis den Nationalen Preis der Kunsthandwerker vom Museo de Arte Precolombino e Indígena (MAPI) in Montevideo. Zusammen mit Andreas Möller entwickelte sie zudem Flying8, einen Webstuhl in Leichtbauweise, und 2019 den Fertigbausatz Flying8 Moon Loom.

 

Kirsten Brinckmann gekloeppelte Spitze

Mit Kirsten Brinckmann stellt eine der besten Spitzenklöpplerinnen Deutschlands ihr Können vor: Wunderbar zarte, filigrane Dekore, inspiriert von der traditionellen Spitzenklöppelei, übersetzt in zeitgemäße Kreationen. Jedes Werk ein Unikat, das ein x-beliebiges Kleidungsstück in ein Kunstwerk verwandelt.
Seit mehr als 35 Jahren hat sich Kirsten Brinckmann diesem Metier verschrieben und hörte nur allzu oft, dass dieser Beruf am Aussterben sei. Ein Irrtum, wie sie betont. Zwar sei in Norddeutschland das Klöppeln weniger präsent als in Frankreich, Italien, oder auch im Oberpfälzer Wald, wo das Kunsthandwerk 2016 von der Deutschen UNESCO Kommission in die Liste Immaterieller Kulturerbe aufgenommen wurde, doch gibt es auch in Hamburg und Umgebung immer mehr Freunde der meditativen Spitzen-Arbeit, die von der Haute Couture als extravagantes Accessoire nach wie vor außerordentlich geschätzt wird.

 

Valentin Alscher Keramik

Keramiker Valentin Alscher kommt ursprünglich von der Freien Kunst und dreht Becher, Schalen und Teller in einer Perfektion und archaischen Anmutung, wie man sie von den japanischen Meistern dieses Faches kennt. Die Außenhaut der Gefäße bleibt stets unglasiert und lässt so die Materialität der unterschiedlichen Tone im Wortsinn erfassen. Selten sieht man puristisches Geschirr von derartiger Anmut und Kraft.

 

Nele Zander offenes Gefaess schwarzblau

Auch Nele Zander ist eine Vertreterin der klassischen, klaren Formensprache. An der Drehscheibe, vor allem aber auch in der keramischen Plastik. Ihre großen, schweren Schalen und Vasen sind mehr Skulptur als Gebrauchsgegenstand. Ausdrucksstarke, architektonisch anmutende Stücke, die auf ihr Studium der freien Kunst in Höhr-Grenzhausen verweisen. Eine Serie von blauen Tellern, die sie in der Koppel vorstellt, verrät aber auch ihre Meisterschaft in Punkto Glasurentwicklung.

 

Katrin Schober Keramik

Den Gegenentwurf zum Purismus liefert Katrin Schober mit ihren farbenprächtigen, opulenten Figuren und Gefäßen, die auf Anhieb Lebensfreude verbreiten. Das Studium der Malerei, das die Künstlerin in Italien absolvierte, spiegelt sich in ihren Arbeiten ebenso, wie ungestüme Experimentierfreude und ein unmittelbarer Zugriff auf das Material. Katrin Schober ist gleichsam die Pipi Langstrumpf unter den renommierten Keramiker*innen des Nordens: Bunt, schrill, frech und frauenbewegt – was Wunder, dass ihre märchenhaften Objekte seit Jahrzehnten eine riesige Fangemeinde haben.

 

Caroline Saltzwedel Satz Monotype

Freunden der Buchkunst ist der Name Caroline Saltzwedel wohlvertraut. Seit über 20 Jahren vermittelt die gebürtige Engländerin – promovierte Germanistin und studierte Grafikerin – im Museum der Arbeit die „Schwarze Kunst“ und ist ein regelmäßiger Gast der Messe BuchDruckKunst, die in diesem Jahr (hoffentlich) vom 24.-26. September im Barmbeker Museum über die Bühne geht. Ihre Liebe zur bildenden Kunst und zur deutschen Literatur, insbesondere zur Lyrik und zur Poesie, vereint Caroline Saltzwedel in exklusiven Künstlerbüchern, wie Martin Mosebachs „Land der Dichtung“ (2012) oder Robert Crawforts „Fire“ (2017), die seit 1998 in der von ihr gegründeten Hirundo Press erscheinen. Ihr jüngstes Buch „Querschnitt durch die Schwarze Kunst“ ist als Hommage an das Museum der Arbeit schon in der AdK-Ausstellung „Inspiration Hamburg“ zu sehen gewesen.

 

Susanne Schwarz Drei Schachteln

Die zweite Papierkünstlerin dagegen bezeichnet sich als Autodidaktin: Susanne Schwarz, studierte Kommunikationsdesignerin, hat erst spät angefangen, sich ihrer Leidenschaft zu widmen. Doch der Erfolg zeigt, dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist. Aus coloriertem Seidenpapier und Draht schafft Susanne Schwarz bezaubernde, hauchzarte Schachteln, („Wolkenheime“, wie ihr Label heißt), von denen eine 2020 als Plakatmotiv für die „Inspirations“-Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte warb: Die Elbphilharmonie in Pink mit einer kleinen, taktstockschwingenden Elfe obendrauf.

 

Enrique Killinger Armreif

Mit Caroline Rügge und Enrique Killinger sind in der Metallgestaltung zwei klingende Namen in den Verband gekommen. Enrique Killinger, Sohn der Goldschmiedin Monika Killinger, hat erfolgreich das alteingesessene Geschäft in der Langen Reihe übernommen. Die Spezialität der Werkstatt, Schmuck in einer Kombination aus Silber und Feingold, aus in sich gedrehten Silber- und Goldbändern, führt er in gewohnter Qualität fort. Dabei setzt er mit formschönem „Waben“-Design auch interessante neue Akzente.

 

Caroline Ruegge Ensemble aus Dosen Vasen Schmuck

Caroline Rügge gilt als ungewöhnlich vielseitige und experimentierfreudige Gestalterin mit Vorliebe für Unregelmäßigkeiten und rauhe Oberflächen. Immer wieder kombiniert die Gold- und Silberschmiedin Glas, oder Fundstücke wie Holz und Stein, mit ihren Objekten. Ihr Markenzeichen wurde eine silberne Teekanne mit dem dicken Dornenstil einer Rose als Griff. In der Koppel zeigt Caroline Rügge fragile kleine Silberdosen, die an Seeigel erinnern.

 

Hubert Steffe Brett aus Hirnholz

Holzgestalter sind in Norddeutschland rar gesät, insbesondere in Hamburg, wo seit Anfang der 1990er Jahre keine Drechsler mehr ausgebildet wurden. In Bremen jedoch ist einer der besten Holzgestalter der Republik zu Hause, vielfach preisgekrönt und international renommiert: Hubert Steffe setzt Schneide- und Servierbretter aus unterschiedlichem Hirn- oder Stirnholz zu so kunstvollen Mosaiken zusammen, dass man kaum wagt, sie als Arbeitsunterlage zu benutzen. Wie die Partitur eines Komponisten zieht sich die Maserung mitunter über ein edles Brett. Die unzähligen Einzelteile sind dabei so exakt und fest verleimt, dass man keine Klebekante erkennt und meint, man habe es mit einem einzigen Stück, mit einem Geniestreich der Natur zu tun. Die Würde des Materials – hier kommt sie ganz besonders zum Ausdruck.


„VOILÀ! Die Neuen in der AdK Hamburg“, bis 8. Juli 2021, Kunstforum der GEDOK, Koppel 66, Lange Reihe 75, 20099 Hamburg, Mi – Fr 13 -18 Uhr, Sa + So 13 – 16 Uhr.

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c/o Justus Brinckmann Gesellschaft e.V.
Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 2452 91

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