Ihrer Energie, ihrem Charme und ihrem Temperament kann man sich nicht entziehen. Wer Carolina D’Amico begegnet, ist unmittelbar gefangen von der ungeheuren Lebendigkeit und Herzenswärme der zierlichen Italienerin, die „der Liebe wegen“ Anfang der 1970er Jahre nach Hamburg kam und die sich seit 2011 als Förderin von Kunst und Künster*innen in Norddeutschland einen Namen gemacht hat. Zum ersten Mal lobte die Carolina D’Amico Stiftung in diesem Jahr einen Preis für zeitgenössisches Kunsthandwerk aus, der künftig alle zwei Jahre in Kooperation mit der AdK Hamburg vergeben wird.
Die Reihe der Ausstellungen, Bücher und Künstler*innen, die ihre Stiftung in den vergangenen zehn Jahren gefördert hat, ist lang, und die Begeisterung, mit der Carolina D‘Amico über „ihre Künstler“ Friedel Anderson, Lars Möller, Tobias Duve, Mathias Meinel oder Manfred Sihle-Wissel spricht, macht deutlich, wie wichtig ihr deren Unterstützung ist. Sie selbst verehrt vor allem die alten italienischen Meister, namentlich Michelangelo und Caravaggio, deren Werke sie bei ihren Besuchen in Rom immer wieder studiert.
Über die Kunst und ihr Engagement könnte die Mäzenin stundenlang plaudern, über ihr Privatleben hingegen mag sie nicht viel preisgeben. „Mein Leben ist kompliziert“ sagt sie nur. Sicher auch, weil ihre Jugend von einem tragischen Schicksalsschlag überschattet war. Carolina D’Amico verlor früh ihre Eltern, verbrachte ihre Schulzeit in einem Internat in Rom, um sich dann, Anfang Zwanzig, in Deutschland wieder völlig neu orientieren zu müssen. „In jungen Jahren konnte ich mich nicht mit Kunst befassen. Ich musste ja mein Leben aufbauen“. Wie es kam, dass es ihr so glänzend gelang? „Ich hatte viel Glück, aber ich bin auch geschäftstüchtig“, sagt sie energisch und man glaubt ihr aufs Wort: „Ich weiß, was ich will und was gut für mich ist!“
Wenn es um Projekte geht, egal, welcher Art, folgt sie ihrer Intuition: „Ein Projekt muss gelingen. Ich bin praktisch und entscheide schnell, ob es in Frage kommt oder nicht. Das Wort ‚Aber‘ gibt es bei mir nicht! Wenn ich schon das Wort ,aber‘ höre, fange ich gar nicht erst an!“
Das gilt für ihren neuen Literatur- und Musiksalon, den sie gemeinsam mit ihrem Mann, Thomas Woisin, in ihrem Großhansdorfer Haus veranstaltet ebenso, wie für die zahlreichen Kunstprojekte ihrer Stiftung.
Prof. Dr. Heinz Spielmann, der ehemalige langjährige Direktor des Landesmuseums Schleswig-Holstein Schloss Gottorf und Gründungsdirektor des Bucerius Kunst Forums, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Carolina D’Amico hatte den Museumsmann über das Instituto Italiano di Cultura Hamburg kennengelernt, deren Beraterin sie war. Spielmann weckte ihr profundes Interesse an der Kunst, die „immer das Besondere, das Außergewöhnliche“ ist, wie er jetzt auf der Stiftungs-Homepage zitiert wird. Fortan besuchte sie regelmäßig die Ausstellungen, die Spielmann eröffnete und begann, sich intensiv mit Hamburger Künstler und Künstlerinnen zu beschäftigen. Als sie dann, ein paar Jahre später, den Entschluss fasste eine Stiftung zu gründen, erklärte sich Heinz Spielmann sofort bereit zu helfen. Seit 2011 ist er nun Mitglied des Vorstands und hat in dieser Funktion auch die Satzung des Carolina D’Amico Preises für zeitgenössisches Kunsthandwerk ausgearbeitet.
Die Auslobung eines Preises, dazu eines Preises für angewandte Kunst, ist eine ganz neue Facette unter den Projekten der Stiftung. Wie sie auf die Idee kam? „Vor vielen Jahren wollte ich schon mal einen Preis für einen Goldschmied vergeben. Das hat leider nicht geklappt.“
Einen erneuten Anstoß hätte dann die Ausstellung „Inspiration Hamburg“ 2020 im Museum für Hamburgische Geschichte gegeben. Diese Ausstellung hätte auch gezeigt, wie unsinnig die Einteilung in „freie“ und „angewandte“ Kunst sei. „Kunst ist Kunst“, erklärt Carolina D’Amico mit erfrischender Nachdrücklichkeit. Um dann, etwas nachdenklicher, hinzuzufügen: „Hamburg hat mich so gut aufgenommen. Ich möchte Hamburg jetzt etwas zurückgeben“.
Die Carolina D’Amico Stiftung vergab 2022 erstmalig einen Preis für zeitgenössisches Kunsthandwerk. Die Preisträgerinnen:
v.l.n.r.: Samira Heidari Nami, Textil (Nachwuchspreis), Silke Decker, Keramik (Nachwuchspreis), die Preistifterin Carolina D’Amico, Kathrin Heinicke, Metall/Schmuck (1. Preis) und Sigrid Vollmer, Papier (2. Preis)
Foto: Michael Zapf
Abbildungsnachweis Portraitfoto oben: Adele Maschner